Mehr Väter dazu bringen, in Karenz zu gehen, das ist das erklärte Ziel von Frauenministerin Gabriele Heinisch Hosek. Doch für viele Väter ist die Karenz noch nicht vorstellbar. Grund sind meistens berufliche Ängste, wie die Angst die Position zu verlieren. Nur etwa 8% der Väter gehen derzeit in Österreich in Väterkarenz. Die meisten davon sind Selbständige. Nachdem bei den Staatsbediensteten der „Papamonat“ schon Realität ist, soll dieser nun auch in den Unternehmen Einzug halten.
Kürzere Karenzmodelle mit höherem Kindergeld fördern die Väterkarenz
Ein Trend ist im letzten Jahr jedenfalls zu beobachten. Vor allem das Kindergeldmodell 12+2, also 12 Monate die Mutter und 2 Monate der Vater, hat dazu geführt, dass mehr Väter die Chance wahrnehmen. Bei dieser Variante nehmen immerhin über 10% der Väter die zwei Monate Karenz in Anspruch. Der Grund ist, dass ein Zeitraum von 2 Monaten auch beim Arbeitgeber leichter zu argumentieren ist als etwa die 6-Monatsvariante. Beim Modell 30+6 liegt die Quote der Väter bei nicht einmal 4 Prozent.
Papamonat als familienpolitischer Fortschritt
Was bei den Beamten schon Realität ist, soll nun auch bei Unternehmen Realität werden. Derzeit können Beamte maximal ein Monat während des Mutterschutzes nach der Geburt (also während der ersten 8 Wochen nach der Geburt) als Papamonat nehmen. Allerdings ohne Bezahlung. Es sind aber auch nur einige Tage möglich. Wenn es nach der Frauenministerin geht, soll dies auch bald bei privaten Unternehmen möglich sein – bei Bezahlung. Dafür soll das Karenzgeld am Ende um einen Monat gekürzt werden.
Tatsächlich gibt es in einigen Ländern ähnliche Modelle. Eindeutig zeigt sich, dass diese auch wesentlich höhere Väterkarenzraten aufweisen. Gerade in den ersten Wochen nach der Geburt, wo viele Männer ohnehin Urlaub nehmen, um bei der Familie zu sein, trägt das Modell des Papamonats dazu bei, dass diese teils sehr anstrengende Zeit der Eingewöhnung nicht vom Erholungsurlaub abgezogen werden muss. Ein Rechtsanspruch würde zudem verhindern, dass Arbeitnehmer beispielsweise bei geschäftiger Auftragslage gezwungen würden, trotz frisch gebackenen Nachwuchses arbeiten zu gehen. Letztlich werden ja Frauen auch nur freigestellt, weil es gesetzlich vorgesehen ist. Der Papamonat entkoppelt also diese Möglichkeit von jeglicher Einflussnahme durch den Arbeitgeber.
Pioniere gesucht
Derzeit können Unternehmen nur freiwillig ihren Vätern ein entsprechendes Angebot machen. Hier zeigt sich aller Voraussicht nach in den kommenden Monaten, wer mutig genug ist und bereit ist, in nachhaltige Mitarbeiterbindung und Zufriedenheit zu investieren. Als erstes Unternehmen hat in Österreich Microsoft angekündigt, seinen Vätern ein entsprechendes Angebot machen zu wollen. Nachdem fast alle männlichen Arbeitnehmer Urlaub nehmen, wenn sie Vater werden, möchte man diesen nicht vom Erholungsurlaub abziehen. Ein toller Ansatz!
Kinderbetreuungsplätze müssen her
Eine Voraussetzung, dass kürzere Karenzzeiten langfristig auch funktionieren und nicht zu einer erhöhten Kündigungsrate nach der Karenz führen, ist eine ausreichende Anzahl an Kinderbetreuungsmöglichkeiten. Leider hat sich die Regierung vor kurzem Entschlossen, die Förderung der Kinderbetreuungsplätze für unter 3-Jährige für weitere Jahre auf Eis zu legen. Derzeit sind nur 16% der unter 3-jährigen betreut. An sich wollte man das auf 33% steigern. Dieses Ansinnen ist aber offenbar den Sparplänen zum Opfer gefallen. Genau solche „Frühbetreuungsplätze“ wird es aber brauchen, wenn Eltern kürzer in Karenz bleiben sollen und Väter auch in Karenz gehen sollen. Letztlich profitiert davon auch die Wirtaschaft.
Aber auch eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Betrieb wird wichtiger. Im Kampf um gute Arbeitskräfte ist sie zu einem zentralen Thema des Employer Brandings von Unternehmen geworden. Neben einer betrieblich organisierten Kinderbetreuung zählen aber vor allem flexibel gestaltbare Arbeitszeiten oder Home-Office-Möglichkeiten zu den begehrtesten und notwendigsten Maßnahmen von Unternehmen.
Gesetzliche Regelungen sind schon mal ein guter Schritt und das gehaltsabhängige Karenzmodell (mit 2 Monaten bei max. € 2.000 für Männer) war ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
Fraglich bleibt für mich, wie man auf Unternehmens-Seite ansetzt, denn die im Artikel angesprochene Angst, die Anstellung durch die Karenz zu verlieren, ist leider oft berechtigt.
Dass auch Frauen um ihren Job bangen müssen wenn sie sich für eine Familie entscheiden, bleibt unbestritten, ist aber ein anderes Thema. Daher: wie kann in Unternehmen bessere Stimmung bzgl Väterkarenz geschaffen werden?
lg,
Eva Selan